Kärnten Sonntagsfrage: Warum Market immer heraussticht – ein Erklärungsversuch

13. Februar 2013 § 4 Kommentare


Das Marktforschungsinstitut Market sticht vor allem bei den Kärntner Sonntagsfragen heraus und liefert teilweise völlig konträre Ergebnisse als andere Institute – wieso das so ist, sehen wir uns an.

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Seit August brachte Market via der Tageszeitung Der Standard drei Sonntagsfragen zur Landtagswahl in Kärnten heraus. Zwei mal davon hatte Rot-Grün eine Mehrheit, einmal hat sie diese nur knapp verfehlt. Andere Institute brachten im selben Zeitraum teilweise völlig konträre Prognosen heraus. Im Folgenden wollen wir herausfinden, woran es liegt und was die ausschlaggebenden Kriterien dafür sind. Zum Vergleich ziehen wir alle Befragungen hinzu, die in zeitlicher Nähe zu denen von Market stattfanden – unabhängig vom Institut und der Teilnehmerzahl.

Erst am vergangenen Sonntag kam eine aktuelle WählerInnenbefragung vom Linzer Marktforschungsinstitut heraus – just am selben Tag kam auch eine von Gallup heraus, was uns dazu veranlasste, die von Market näher zu durchleuchten. Gerade bei den Kärnten Umfragen sticht dieses Institut nämlich seit August besonders heraus – bei bundesweiten Befragungen zeigt sich dieses Phänomen nicht. Es ist klar, dass es von Umfrage zu Umfrage Unterschiede gibt, allerdings sind sie bei diesem Institut teilweise sehr markant.

Die Parteien im Einzelnen

Nahezu alle Parteien stechen bei den drei Prognosen hervor, eine davon ist die SPÖ, die bei keiner Market-Sonntagsfrage unter 34 Prozent lag, während sie im selben Zeitraum bei anderen Instituten bei bis zu 29 Prozent lag. Beispiel ist die aktuelle Befragung vom 10. Februar, wo die SPÖ bei 34 Prozent liegt und drei Wochen vorher beim Humaninstitut bei 30 – Gallup sah die SPÖ mit einer ähnlichen Anzahl an Befragten bei 32 Prozent. Das mag einerseits an der Anzahl der Befragten und andererseits an der Schwankungsbreite, die bei Market +/- 5 Prozent und bei Gallup +/- 7 beträgt, liegen. Noch krasser ist die Market-WählerInnenbefragung vom Dezember, wo die SPÖ satte 37 Prozent erreichte, um drei Wochen später bei GMK/TrendCom bei 29 zu landen – das sind immerhin acht Prozent Unterschied. Zehn Tage zuvor landeten die Roten bei Hajek bei 33 Prozent. Beide Umfragen, sowohl von GMK/TrendCom und Hajek waren mit 1.000 bzw. 800 Umfrageteilnehmer recht aussagekräftig. Aber sehen wir zu den anderen Parteien weiter.

Die ÖVP hält sich hier eher zurück – lediglich das Umfrageergebnis vom August sticht hier heraus, als zeitgleich auch eine Gallup-Statistik mit etwa der selben Teilnehmeranzahl herauskam. Während die Volkspartei, die damals aufgrund des Geständnisses und Rücktritts von Landesobmann Josef Martinz schwer gebeutelt war, bei Gallup mit 13 Prozent aufwartete, erhielt sie bei Market nur acht. Die sonstigen Prognosen sind eher unauffällig.

Ebenfalls auffällig ist die FPK, die Anfang August, ähnlich wie bei Gallup übrigens, bei 25 Prozent lag. Drei Wochen später lag sie bei OGM gleichauf mit der SPÖ bei 30 Prozent – aber es kommt noch dicker. Am 10. Dezember landeten die Freiheitlichen beim Market-Institut bei 20 Prozent. So einen schlechten Wert hat sie bei keiner anderen Umfrage auch nur ansatzweise erreicht. Auch die Statistiken davor und danach, sprechen nicht gerade für das Linzer Marktinstitut. Zehn Tage davor, also am 1. Dezember, kam die Dörfler-Partei bei Hajek auf 25 Prozent und drei Wochen danach bei GMK/TrendCom auf 24 – der Wert von Market wirkt also nicht sonderlich vertrauenswürdig. Generell kommt die FPK bei keiner Market-Sonntagsfrage über 25 Prozent, und diese erreichte sie unmittelbar nach Bekanntwerden des Skandals im August. Aktuell liegt die Landeshauptmann-Partei bei 23, wenn es nach Market geht – Gallup sieht sie mit der Hälfte der Umfrageteilnehmer momentan bei 26 Prozent.

Am auffälligsten sind allerdings die Grünen, die bei Market kein einziges mal unter 15 Prozent liegen, während sie sich in anderen Umfragen bei bis zu zehn befinden. Zwei Umfragen, die im August und die im Dezember bescheinigen der Ökopartei Koalitionsmöglichkeiten mit der SPÖ – in einer, und das ist die Aktuelle, verpassen sie diese hauchknapp um ein Prozent. Ohne Zweifel, die Grünen werden zu 2009 definitiv dazugewinnen und möglicherweise erstmals in Kärnten zweistellig werden – aber ob sie tatsächlich bis zu 17 Prozent erreichen, wie es bei Market im Dezember der Fall war, darf berechtigterweise angezweifelt werden. Übrigens erreichte die Partei von Rolf Holub am 1. Dezember, also zehn Tage vor den 17, bei Hajek lediglich zehn Prozent und war kurz davor, in die Einstelligkeit zu rutschen.

Ähnlich interessant zeigt sich das BZÖ, das bei Market zwei mal hintereinander den Einzug in den Landtag klar verfehlte. Das erste Mal war das im August der Fall, wo sie lediglich auf zwei Prozent kam – Gallup bescheinigte dem Bündnis am selben Tag zehn Prozent und damit den lockeren Einzug in den Kärntner Landtag. Im Dezember sah Market die Partei mit drei Prozent nur unwesentlich besser, während sie eine Woche davor bei Hajek bei fünf lag – den selben Wert wies sie auch vier Wochen später bei GMK/TrendCom auf. Das ist allerdings tatsächlich mit der Teilnehmerzahl zu erklären. Dieses Phänomen zeigte sich auch schon des Öfteren bei bundesweiten Umfragen, wo das Bündnis bei 400 TeilnehmerInnen bei zwei Prozent lag, während es bei 1.000 Partizipienten im selben Zeitraum bis zu sechs erreichte.

Das Team Stronach landete hingegen bei Market zwei mal bei zehn Prozent – ein Wert, der im Durchschnitt denen in anderen Umfragen entspricht.

Mehrheitsfindung

Wenigstens hier passt sich Market aktuell den anderen Instituten an und bietet lediglich eine Koalition zwischen SPÖ und FPK an – allerdings geht sich hier nicht mal eine Dreierkoalition zwischen ÖVP, FPÖ und dem Team Stronach an. Sie kommen gemeinsam nur auf 46 Prozent und verfehlen damit die Majoritätshürde klar – was auch wieder zu hinterfragen wäre.

Fazit

Es ist sehr schwer, die abweichenden Daten zu erklären, zumal diese Abweichungen in den bundesweiten Befragungen von Market so gar nicht auftauchen. Es nur auf die Teilnehmeranzahl zu schieben, ist schwer vorstellbar, da Gallup es mit einer ähnlichen Bandbreite teilweise zu ganz anderen Prognosen bringt. Und irgendwelche Absichten zu unterstellen, erscheint mir zu einfach, da Market ein Marktforschungsinstitut betreibt, das einen gewissen Ruf vorzuweisen hat. Den wird es sich mit möglicherweise manipulierten Daten wohl auch nicht zerstören wollen. Kurz: Ich bin an einer plausiblen Erklärung gescheitert und biete jedem die Möglichkeit, sich selber eine Meinung zu bilden.

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§ 4 Antworten auf Kärnten Sonntagsfrage: Warum Market immer heraussticht – ein Erklärungsversuch

  • Die Zahlen sind interessant zu lesen, aber der (in der Überschrift angeteaserte) Erklärungsversuch fehlt. “Es ist sehr schwer, die abweichenden Daten zu erklären” geht zumindest für mich nicht als solcher durch ;)

    PS: Ich wäre euch dankbar, wenn ihr in eurem CSS die Schriftgröße für Artikeltexte vergrößert. In Kombination mit der engen Zeilenbreite sind die Beiträge nämlich echt anstrengend zu lesen (insbesondere für Leute mit nicht so guten Augen wie meiner Wenigkeit).

    • Danke für’s Feedback. Wie erwähnt, ist es nicht einfach, diese Unterschiede zu erklären. Natürlich könnte ich auch den „Standard“ anschwärzen und sagen „Das linxlinke Blattl richtet sich die Zahlen so her, wie’s es braucht“ – aber dafür hab ich keinerlei Beweise. Kurz: Ich hab keine plausible Erklärung gefunden – also soll es jeder selbst interpretieren wie er es will :)

      Zur CSS-Sache: Darauf hab ich leider keinen Einfluss, da das Theme so von wordpress.com bereitgestellt wird und ich ohne einer Geldleistung nichts verändern kann. Möglicherweise verfrachte ich den Blog mal auf einen eigenen Server, aber dafür fehlt mir noch das nötige know-how.

      • Mit dem Know-how könnte ich grundsätzlich aushelfen. Ansonsten brauchst du eigentlich nur einen Webspace der PHP unterstützt und dir eine MySQL-Datenbank bietet. Der Rest ist an und für sich sehr simpel. Viele Hoster bieten mittlerweile sogar Installer an, mit denen sich mit wenigen Klicks eine WordPress-Installation einrichten lässt, Aber selbst ohne einem solchen ist es wie gesagt recht einfach.

  • Webspace hät ich, PHP wird dort demnächst aktualisiert (momentan rennt die aktuelle WP-Version darauf nicht), MySQL gibts dort ebenfalls, nur an der Konfiguration von WP bin ich letztens gescheitert. Hast du eine E-Mail-Adresse? Dann meld ich mich die Tage bei dir wegen dem know-how :)

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