Spitzenkandidaten Niederösterreich

Niederösterreich 2013 | Spitzenkandidaten | Sonntagsfragen

Am 3. März finden Landtagswahlen in Niederösterreich statt. Erwin Pröll will die absolute Mehrheit behalten, Frank Stronach will sie ihm abluchsen. Die anderen Vertreter der Parteien wollen da mitmischen – wir haben alle SpitzenkandidatInnen für Sie porträtiert, damit Sie sich ein besseres Bild von ihnen machen können. Falls Sie sich wundern, warum kein Vertreter des BZÖ dabei ist – es hat sich dazu entschlossen, nicht zur Wahl anzutreten.

Erwin Pröll

(C) Wikipedia

Die ÖVP kämpft darum, ihre absolute Mehrheit zu verteidigen. Umfragen besagen verschiedenes – zwei Befragungen von Mitte Jänner meinen, dass die Volkspartei die Absolute knapp verfehlt, zwei Wochen später nach der Heeres-Volksbefragung sah es wieder anders aus. Auf jeden Fall könnte der Wahlabend bis zur letzten Hochrechnung spannend bleiben.

Mit dem Verlust der Absoluten kennt sich der Spitzenkandidat Erwin Pröll allerdings aus. Bereits zwei mal, nämlich 1993 und 1998 musste seine Partei diese abgeben. Beim ersten Verlust erzielte er mit 44,2 Prozent gar das schlechteste Wahlergebnis seiner Landeshauptmann-Karriere.

Erwin Pröll wurde am 24. Dezember 1946 in Ziersdorf-Radlbrunn, Niederösterreich geboren und studierte nach der Matura an der Wiener Universität der Bodenkultur Agrarökonomie. Schon bevor er in diesem Fach 1972 promovierte, ging er zum Österreichischen Bauernbund, wo er wirtschaftspolitischer Referent wurde. Sein politisches Wirken begann also bereits während seiner Unizeit.

1980 wurde Pröll Landesrat, und nur ein knappes Jahr später bekam er das Amt des Landeshauptmann-Stellvertreters, welches er über zehn Jahre inne hatte – danach wurde er Ende Oktober 1992 niederösterreichischer Landeshauptmann und ist dies bis zum heutigen Tage. Obwohl Pröll im Jahr 2000 die schwarz-blaue Bundesregierung begrüßte, ist er in seinem eigenem Land Fan der Großen Koalition.

Dass der Landeshauptmann in Niederösterreich in der Bevölkerung sehr beliebt ist, zeigt die OGM-Umfrage vom 2. Februar, wo sich 50 Prozent der Befragten – unabhängig davon, welche Partei sie wählen – für Pröll als Landeshauptmann aussprachen. Der Spitzenkandidat ist auch dafür bekannt, dass er sich erfolgreich gegen die Linie der Bundespartei stellt – so bewirkte er die Volksbefragung zum Bundesheer am 20. Jänner.

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Josef Leitner

(C) spoe.at

Bei der SPÖ sieht es aktuell so aus, als würde sie das schlechteste Ergebnis in der niederösterreichischen Geschichte einfahren. Bereits bei der letzten Wahl 2008 hat man dies mit 25,5 Prozent geschafft – aktuelle Umfragen sagen der Partei von Sepp Leitner weitere Verluste voraus. Allerdings konnten die Sozialdemokraten der Volkspartei im größten Bundesland Österreichs noch nie wirklich Konkurrenz bieten. Das knappste Ergebnis datiert von der Landtagswahl 1979, als die SPÖ auf 4,2 Prozent an die ÖVP herankam.

Den Abstand möglichst gering halten soll ihr Spitzenkandidat Josef Leitner. Er wurde am 29. Jänner 1972 im niederösterreichischen Scheibbs geboren und schloss nach der Pflichtschule die HLBLA Francisco Josephinum mit Fachrichtung Landtechnik ab. Danach studierte er ab 1992 vier Jahre Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und schloss dieses 1996 mit der Dissertation abschloss.

Anschließend war er zwei Jahre lang Geschäftsführer des Vereines Transjob, um darauf folgend weitere zwei Jahre bei einer Unternehmensberatung zu arbeiten. 2000 bis 2007 war er schließlich betriebswirtschaftlicher Referent bei der Arbeiterkammer Niederösterreich und wurde daraufhin Landesgeschäftsführer der hiesigen SPÖ. Seine politische Karriere begann jedoch bereits früher.

Denn bereits ab 1996 war er vier Jahre im Wieselburger Gemeinderat und wurde daraufhin Stadtrat für wirtschaftliche Angelegenheiten. Diesen Posten hatte er acht Jahre inne – danach übernahm er den Landesparteivorsitz von Heidemaria Onodi und damit einhergehend wurde er auch Landeshauptmannstellvertreter von Erwin Pröll. Gleichzeitig beendete er seine Funktionen im Gemeinderat Wieselburg und legte auch die des Landesparteigeschäftsführers zurück, welche er ein Jahr zuvor übernommen hatte. In der aktuellen Regierung hat Leitner das Ressort Konsumentenschutz und Kommunale Verwaltung inne.

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Barbara Rosenkranz

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Die FPÖ Niederösterreich hat sich zwischen Januar und Februar in den Sonntagsfragen stetig gesteigert. War sie anfangs noch einstellig bei acht Prozent, hat sie sich bis Anfang Februar bis in die Zweistelligkeit gesteigert. Mal sehen, wie es am 3. März letztendlich aussieht.

Nachdem die Partei 2004 nur knapp das Ausscheiden aus dem Landtag abwenden konnte – sie erreichte 4,5 Prozent – wurde Barbara Rosenkranz fünf Jahre später Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl 2008 der Freiheitlichen und konnte das Ergebnis mit 10,5 Prozent mehr als verdoppeln. Aktuell sieht es so aus, als könnten sie dieses Ergebnis bei der kommenden Wahl noch ausbauen.

Barbara Rosenkranz wurde als Barbara Schörghofer am 20. Juni 1958 in Salzburg geboren und studierte nach Absolvierung eines neusprachlichen Gymnasiums Geschichte und Philosophie an der Universität Wien – ließ die Studien allerdings unbeendet. Offiziell gibt sie „Hausfrau“ als Beruf an – dass das vermutlich nicht ganz stimmt, merkt man an ihrem politischen Lebenslauf.

1993 zog Rosenkranz erstmals in den niederösterreichischen Landtag ein und wurde 2000 Klubobfrau der FPÖ Niederösterreich. Zwei Jahre darauf zog sie für ihre Partei in den Nationalrat ein, aus dem sie Anfang April 2008 wieder ausschied, um sich ab dem 10. April als Landesrätin für Baurecht und Tierschutz zu engagieren.

2010 trat sie schließlich für die FPÖ bei der Bundespräsidentenwahl gegen Heinz Fischer an und erzielte hierbei mit 15,2 Prozente das schlechteste aller FPÖ-Ergebnisse bei Bundespräsidentenwahlen, obwohl sie offen vom damaligen Krone-Herausgeber Hans Dichand unterstützt wurde. Rosenkranz‘ Ansichten auf den Nationalsozialismus wird immer wieder hinterfragt – im Zuge der Wahl 2010 wurde das zuletzt groß publik und sie musste sich auf Zuruf von Hans Dichand mit einer eidesstattlichen Erklärung „aus Überzeugung von den Verbrechen des Nationalsozialismus und entschieden von dieser Ideologie“ distanzieren.

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Madeleine Petrovic

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Die Grünen zogen erstmals 1998 in den niederösterreichischen Landtag ein und konnten in der darauf folgenden Wahl 2003 ihr Ergebnis von 4,5 auf 7,2 Prozent ausbauen. Aktuell sieht es in den Sonntagsfragen so aus, als könnten sie dieses nochmal toppen. Auf jeden Fall sollte das Resultat besser aussehen als 2008, als sie zur Wahl 2008 0,3 Prozent abgaben und nur auf 6,9 Prozent kamen.

Möglicherweise könnte die Partei sogar erstmals in ihrer niederösterreichischen Geschichte zweistellig werden, allerdings muss man hierbei vorsichtig sein, da die Grünen in Umfragen immer besser aussehen als in den anschließenden Wahlen.

Zum größtmöglichen Gewinn soll die Grünen ihre Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic führen, die am 25. Juni 1956 in Wien als Madeleine Demand geboren wurde nach der positiven Matura 1974 Rechtswissenschaften studierte und dies vier Jahre darauf mit dem Doktor abschloss. Danach studierte sie BWL an der Wirschaftsuni in Wien und beendete dieses Studium ebenfalls vier Jahre später mit dem Magistertitel. Ausserdem ist sie Gerichtsdolmetscherin für Englisch.

Ihre politische Karriere begann 1984, als sie Beamtin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales war. Zwei Jahre später schloss sie sich der Grünen Bezirksgruppe von Döbling an und wurde nur ein Jahr darauf in den Landesvorstand der Grünen Alternative Wien gewählt und zog 1990 schließlich in den Nationalrat ein.

1992 wurde Petrovic Klubobfrau des Grünen Parlamentsklubs und zwei Jahre darauf wurde sie erstmals Spitzenkandidatin der Grünen zur Nationalratswahl. Ein Jahr später trat sie bei den Neuwahlen noch mal bei der Parlamentswahl für die Grünen an, zog sich mit 4,8 Prozent allerdings eine schwere Niederlage zu, woraufhin sie in Folge von Christoph Chorherr als Bundesobfrau abgelöst wurde – im weiteren Verlauf kam Alexander Van der Bellen an die Grüne Spitze.

Erstmals für die Wahl des Landtags trat sie 2008 als Spitzenkandidatin an, zog sich jedoch nach dem Verfehlen des Wahlziels als stellvertretende Bundessprecherin zurück.

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Frank Stronach

(C) Wikipedia

Ob das Team Stronach den Einzug in den Landtag schafft, wird eine immer größere Frage. Die Mandatshürde von vier Prozent könnte mittlerweile eine ganz wichtige Komponente werden. Während die Partei Mitte Januar in Umfragen zweistellig war, rutscht sie seitdem immer weiter ab und das Ziel, die Absolute von der ÖVP zu brechen, könnte in weiterer Folge zum großen Bumerang werden.

Vielleicht gerade deshalb setzt man beim Spitzenkandidaten auf das Gesicht der Partei. Frank Stronachs erstes Wahlziel ist, die absolute Mehrheit der Volkspartei zu brechen, und das Zweite ist, „so viel wie möglich“ an Stimmen zu lukrieren. Stronach möchte unbedingt ein TV-Duell mit Erwin Pröll bestreiten, lehnt allerdings eine Elefantenrunde ab. Wie dem auch sei, sein Antritt in Niederösterreich könnte ein entscheidender Faktor sein.

Frank Stronach wurde als Franz Strohsack am 6. September 1932 in Kleinsemmering, Steiermark geboren und ist mit Abstand der älteste aller SpitzenkandidatInnen. Sein beruflicher Werdegang begann damit, dass er den Beruf des Werkzeugmachers erlernte und, nachdem er ein Jahr in der Schweizer Hauptstadt Bern gelebt hat, als 22-jähriger nach Kanada auswanderte und dort 1965 damit begann, Autoteile herzustellen. Nach der Fusion zwischen seiner gegründeten Firma Multimatic und dem Unternehmen Magna Electronics entstand 1968 die Magna International Inc., welches in weiterer Folge zum größten Unternehmen des Autozulieferindustrie Nordamerikas wurde.

Nachdem sein Plan eines Vergnügungsparks in Ebreichsdorf scheiterte, übernahm er mit Magna die Steyr Daimler Puch AG und errichtete das Magna Racino, nachdem auch die Übernahme von Staatsanteile der Voest Alpine Stahl AG scheiterte. In weiterer Folge versuchte er sich im Fußball, unterstützte ab 2001 den Wiener Verein FK Austria und errichtete die Frank-Stronach-Fußballakademie in Hollabrun – außerdem war er zwischen 1999 und 2005 Präsident der österreichischen Fußball Bundesliga. Fanproteste beendeten schließlich Stronachs Engagement bei der Austria und er war danach zwischen 2008 und 2011 Präsident und Privatsponsor beim SC Wiener Neustadt.

Bereits in Kanada versuchte sich Frank Stronach 1988 mit einer Kandidatur für die Liberale Partei Kanadas in der Politik, scheiterte aber mit seinem Slogan „Let’s be Frank“ [Lasst uns ehrlich sein]. Im Vorfeld seiner Parteigründung, lehnte er eine eigene Kandidatur bei der Nationalratswahl 2013 mehrmals als „nicht verlockend“ ab und wollte sich stattdessen beim BZÖ und dem LIF engagieren, was allerdings scheiterte. Also gründete er im September 2012 das Team Stronach und zog mit zusammengesammelten Nationalräten ins Parlament ein.

Internetressourcen
Internetpräsenz der Team Stronach Niederösterreich
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Weitere antretende Parteien

Leider schaffte es keine weitere Partei, Unterschriften für alle niederösterreichischen Bezirke zu sammeln, aber immerhin in ein paar Bezirken besteht die Chance, Stimmen zu sammeln. Hier die weiteren Parteien und in Klammern die Anzahl der Bezirke, in denen sie antreten werden – insgesamt gibt es 21.

KPÖ (19)
Mutbürger (13)
Christliche Partei Österreichs (4)
Piratenpartei (1)

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